In Memoriam - Die Bockwindmühle in Liebenburg


 

Die Liebenburger Bockwindmühle im Jahr 2008 

(Aufnahme: Joachim Fricke)


 

Über 120 Jahre thronte die alte Bockwindmühle auf dem Großen Buchenkampe östlich von Liebenburg, bis sie am 19. Mai 2012 durch Brandstiftung vernichtet wurde.

Das genaue Alter dieser Mühle ist unbekannt, wurde jedoch von Fachleuten auf den Zeitraum zwischen 1840 und 1860 geschätzt. Ursprünglich stand sie am Mühlenweg zwischen Weddingen und Immenrode (heute Ortsteile von Vienenburg). 1889 erwarb der Müller Gustav Tappe die Mühle und ließ sie nach Liebenburg versetzten, wobei ihre Technik seinerzeit verbessert wurde. Erneut erfolgte eine Modernisierung der Mühle in den 1920er Jahren, wobei auch ein Dieselmotor als Hilfsmotor für windarme Zeiten zum Einbau kam. So ausgerüstet wurde die Mühle bis Anfang der 1970er Jahre gewerblich genutzt. 

Nach dem Tod des letzten Müllers Heinrich Minnig erbte seine Tochter Irmgard Becker die Mühle und bemühte sich, sie weiterhin zu erhalten, was sich schwierig gestaltete, da von öffentlicher Seite keine finanzielle Unterstützung zu erwarten war. Es gelang Frau Becker einen pensionierten Müllermeister zu finden, der es sich zur Aufgabe machte, die Mühle wieder betriebsfähig zu restaurieren. Diese Bemühungen endeten jedoch jäh mit der vollständigen Zerstörung der Mühle im Mai 2012.

Bockwindmühlen

Die ersten Bockwindmühlen wurden nachweislich im 12. Jahrhundert in der Normandie und in England erbaut. Die erste Bockwindmühle in Deutschland soll 1222 in Köln gestanden haben. Bei Fachleuten wird dieser Mühlentyp auch als "Deutsche Windmühle" bezeichnet und wurde fast ausschließlich zum Mahlen von Getreide verwendet.

Der feste Teil der Mühle ist der sogenannte Bock (in Liebenburg mit Holz verkleidet) mit Ständer, auf dem der Mühlenkörper drehbar aufgesetzt ist. Zum Drehen der Mühle ist ein langer Hebel, der sogenannte Sterz vorhanden, der es ermöglicht, die Mühle in den Wind zu drehen. Die Flügel der Mühle stehen immer etwas schräg, so dass sie den Mühlenkörper nicht berühren. Die Flügel sind an der sogenannten Flügelwelle befestigt, auf der sich im Inneren der Mühle das Kammrad befindet. Dieses Zahnrad überträgt die Drehbewegung der Flügel auf das Mahlwerk der Mühle.


Quellen:

Grollmich: Ein flügellahmes "Fotomodell" im Aufwind, Goslarsche Zeitung vom 22.09.1992

Hagen: Historische Mühlen und ihre Technik, Holzminden o.J.

Mager: Mühlenflügel und Wasserrad, Leipzig 1990


© Joachim Fricke 2013