Zwei Druckluftlokomotiven der Lokomotivfabrik Jung


 

Die ersten mit Druckluft angetriebenen Schienenfahrzeuge waren die Triebwagen der Straßenbahn von Nantes, die ab 1879 zum Einsatz kamen. Konstrukteur dieser Fahrzeuge war der Franzose Louis Mékarski (1843-1923), der bis zur Jahrhundertwende noch weiter Straßenbahnen mit Druckluft-Triebwagen in Frankreich erbaute. Kurze Zeit später setzte sich jedoch bei Straßenbahnen die elektrische Traktion durch.

Seit der Jahrhundertwende bewährten sich dann auch druckluftbetriebene Lokomotiven im Bergbau:

Druckluftlokomotiven werden in schlagwettergefährdeten Gruben eingesetzt. Sie besitzen den Vorteil, daß sie die Grubenwetter nicht verschlechtern. Die expandierende (sich ausdehnende) Druckluft kühlt sogar die Wetter. Sie sind einfach gebaut und leicht zu bedienen.

Druckluftlokomotiven haben nur einen Aktionsradius von 5 - 11 km. Deshalb müssen in der Grube Fülleinrichtungen für die Druckluftbehälter in ausreichender Zahl vorhanden sein.

Eine Druckluftlokomotive besitzt einen oder mehrere Druckluftbehälter. Die Druckluftbehälter sind mit Druckluft von 160 - 220 at gefüllt. Der Betriebsdruck der Motoren liegt zwischen 12 und 40 at. In einem Druckminderer wird daher der Druck der Luft herabgemindert, bevor sie in den Motor strömt.

Druckluftlokomotiven haben Leistungen von 20 - 40 PS. Sie werden nur noch verhältnismäßig selten eingesetzt.

Aus: Allgemeine Bergbaukunde, Leipzig 1961

Ein wichtiger Hersteller von Druckluftlokomotiven für den Bergbau war die Lokomotivfabrik Arnold Jung in Jungenthal bei Kirchen (Sieg). Im Folgenden werden zwei Beispiele aus der Produktion dieses Unternehmens vorgestellt. Leider ist über beide Lokomotiven sehr wenig bekannt.

Werkfoto einer Druckluftlok Typ "Troll" (Sammlung: J. Fricke)

Zwischen 1922 und 1925 baute die Lokomotivfabrik Jung 6 Lokomotiven des Typs "Troll" in drei verschiedenen Ausführungen. Die auf dem historischen Werkfoto gezeigte Lok gehört zu dem dritten Typ, von dem 1925 zuerst zwei Maschinen (Fabr. Nr. 3618 und 3619) gebaut  wurden. Später folgte noch eine dritte Lok mit abweichender Technik (Kettenantrieb). Diese Maschinen stehen am Anfang einer erfolgreichen Entwicklung von Druckluftlokomotiven der Firma Jung.

Beide Trolle (3618 und 3619) wurden im Februar 1925 an die Gewerkschaft Admiral geliefert, die im Dortmunder Stadtteil Wellinghofen seit 1911 eine Steinkohlenzeche betrieb. Da die Zeche jedoch im gleichen Jahr stillgelegt wurde, gab man beide Lokomotiven schon im September des gleichen Jahres an die Zeche Recklinghausen II weiter. Hier verliert sich ihre Spur.

 


 

Druckluftlok von Typ "Pz 20" am Ottiliae-Schacht des Oberharzer Bergwerksmuseums in Clausthal-Zellerfeld.

Foto: J. Fricke (2004)

Die zweite hier vorgestellte Lok gehört zum Typ "Pz 20" aus der Nachkriegstypenreihe Pz 10, 20 und 45 (die Ziffer steht für die ursprüngliche Motorleistung in PS). Maschinen dieses Typs wurden zwischen 1950 und 1964 für deutsche Bergwerke gebaut, bis 1978 noch für die damalige Volksrepublik Polen, die insgesamt 32 Maschinen dieses Typs erwarb. 

In Deutschland endete die Zeit der Druckluftlokomotiven Mitte der 1960er Jahre, als viele Zechen stillgelegt wurden oder die Umstellung auf Akkuloks bzw. gleislose Förderung ihre Ablösung bedeutete.

Bisher konnten die Daten der abgebildeten Pz 20 nicht ermittelt werden. Neue Informationen werden aber kurzfristig eingepflegt.


Quellen:

Allgemeine Bergbaukunde, Leipzig 1961

Georg: Auf schmaler Spur am Bergwerk, Wetzlar 1998

Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr, Königstein 1990

Lauscher / Moll: Jung-Lokomotiven Band 2, Freiburg 2014

Lawrenz: Feldbahnen in Deutschland, Stuttgart 1982


© Joachim Fricke 2015