Die Gombether Mühle

 

Die Gombether Mühle

Sammlung: J. Fricke (ca. 1999)

Im Bereich der Stadt Borken (Hessen) gab es einst 8 Wassermühlen an dem Flüsschen Schwalm. Die Mühle in Gombeth (heute Stadtteil von Borken) fand erstmals 1578 urkundliche Erwähnung im "Borkener Salbuch". In den folgenden Jahrhunderten wechselte sie mehrfach den Eigentümer, bis Friedrich Hausmann die Mühle 1894 erwarb und sie 1901 vollständig abreißen ließ.

Im folgenden Jahr errichtete Hausmann dann das heute noch existente Gebäude an gleicher Stelle. Es trägt die Aufschrift "Gombether Mühlenwerke Fr. Hausmann" und die Jahreszahl 1902. Schon 1904 wurde das zuvor vorhandene Wasserrad durch eine Turbine ersetzt und im folgenden Jahr ein Anbau (rechts im Schatten) errichtet, der ein Kraftwerk aufnahm. Dieses versorgte nun Gombeth mit Elektrizität, wofür Hausmann eine zusätzliche Turbine installiert hatte und für ein Verteilernetz im Ort sorgte. Seit 1908 versorgte das Kraftwerk dann auch den Borkener Bahnhof mit Strom.

Der stetig steigende Bedarf an elektrischem Strom wurde durch den Einbau zweier neuer Turbinen im Jahr 1912 gedeckt. Nun konnten auch die umliegenden Ortschaften Borken, Arnsbach, Großenenglis, Udenborn und Gilserhof versorgt werden. 1919 ließ Hausmann zusätzlich eine Dampfturbine mit zugehörigem Kessel einbauen. Der Kessel wurde mit Braunkohle aus dem nahen Revier Frielendorf beheizt.

Ende der 1920er Jahre reichte die erzeugte Strommenge nicht mehr aus, alle Kunden zu versorgen. Hausmann sah sich gezwungen, Strom des Überlandwerks Edertalsperre zuzukaufen. Mit den Preisen des Überlandwerks konnten die Gombether Mühlenwerke aber nicht mehr mithalten, so dass Hausmanns Nachfolger, sein Schwiegersohn Konrad Kördel, 1931 gezwungen war, das Ortsnetz an die Elektrizitäts-Aktiengesellschaft Mitteldeutschland (EAM) Kassel zu verkaufen. Der Gombether Strom wurde nun in das EAM-Netz eingeleitet. Einzig Großenenglis wurde noch bis 1943 ausschließlich aus Gombeth versorgt.

Neben der Stromerzeugung lief die Mühle aber weiterhin als Mahlmühle für Getreide. Nach einem Brand 1936 mussten die Einrichtungen der Mühle erneuert werden, ebenso 1955 aufgrund des Verschleißes. Die Mühle war nun in der Lage täglich 15t Getreide zu vermahlen.

Der Belieferungsvertrag mit der EAM endete 1970, worauf die Stromerzeugung eingestellt wurde. Zwei Jahre später stellte die Enkelin des Firmengründers Marianne Dittrich den Mühlenbetrieb vollständig ein.

Nach langem Leerstand befindet sich heute das Bildungszentrum "Alte Mühle Gombeth" in dem Gebäude.


Quellen:

Bickell: Die Schwalm-Mühlen im Bereich der Stadt Borken, Kleinenglis 2004


© Joachim Fricke 2016