Lok "Gernrode" der ehemaligen GHE


 

Lok 99 5811 im Bahnhof Gernrode

(Aufnahme: Hans Müller / Sammlung: Joachim Fricke)


 

Als die Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn (GHE) am 7. August 1887 ihren ersten Streckenabschnitt von Gernrode nach Mägdesprung in Betrieb nahm, standen für den Betrieb die drei baugleichen Lokomotiven "Selke", "Gernrode" und "Harzgerode" zur Verfügung. Alle drei Maschinen waren im gleichen Jahr von der Lokomotivfabrik Henschel in Cassel (heute Kassel) geliefert wurden. Bis 1890 lieferte Henschel noch drei weitere, baugleiche Maschinen an die GHE. 

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs befand sich die GHE im Bereich der sowjetischen Besatzungszohne. Am 8. April 1946 begann die Demontage der Strecke von Stiege in Richtung Gernrode unter Aufsicht der sowjetischen Militärbehörde. Sowohl das Gleismaterial als auch alle Fahrzeuge sollten in die Sowjetunion als Reparationsleistung gebracht werden. Zurück blieben nur einige Waggons und der Triebwagen T1, die sich zu diesem Zeitpunkt auf den Strecken der Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn befanden. Nicht ganz geklärt ist der Grund, warum die Lok "Gernrode" nicht in die Sowjetunion abtransportiert wurde. Zeitzeugen erzählen, daß sie bis zum Schluß zur Demontage eingesetzt war und bei ihrer Verladung verunfallte, so daß die Sowjets das Interesse an der Maschine verloren hatten.

Schon im Oktober 1946 begann der Wiederaufbau der Strecke bis Straßberg. Hier befand sich mit dem Flußspatbergwerk einer der wichtigsten Anschließer der Strecke. Das fehlende Teilstück nach Stiege wurde erst 1983/84 wiederhergestellt. Am 1. April 1949 übernahm die Deutsche Reichsbahn dann die Strecken der GHE. Als Ersatz für die fehlenden Lokomotiven wurden ältere Maschinen der, ebenfalls von der Reichsbahn übernommenen, Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn nach Gernrode umstationiert. Einzig die "Gernrode" stammte noch aus dem alten Lokomotivpark der GHE. Sie befuhr, nun als 99 5811 bezeichnet, bis 1965 ihre Stammstrecke. Am 29. Mai 1965 erfolgte die Ausmusterung der 99 5811. Bedauerlicherweise verschrottete man die älteste Lokomotive des Harzer Schmalspurnetzes im Juli 1967 im RAW Görlitz.

 

Die Henschellokomotiven der GHE

Bezeichnung

GHE

Bezeichnung

DR

Baujahr

Fabr. Nr.

Selke - 1887 2226
Gernrode 99 5811 1887 2227
Harzgerode - 1887 2228
Günthersberge - 1888 2703
Alexisbad - 1890 3350
Hasselfelde - 1890 3351

 


Quellen:

Bornemann: Die Anhaltische Harzbahn, Clausthal-Zellerfeld 1981

Högemann: Eisenbahnen im Harz (II), Nordhorn 1996

Zieglgänsberger / Röper: Die Selketalbahn, Berlin 1989


© Joachim Fricke 2003