Mit der Henschel DH 360 C durch den Ambergau

 

Diesellok V34.01 der Dampfzug-Betriebs-Gemeinschaft e.V. am 26.07.2015 in Bockenem-Bornum

Foto: J. Fricke

Die Diesellok V34.01 der Dampfzug-Betriebs-Gemeinschaft e.V. (DBG) gehört zur Reihe der dieselhydraulischen Henschel-Standard-Lokomotiven (DH), die nach einem Baukasten-System entstanden und von der Firma Henschel ab 1952 an Industrie- und Privatbahnen geliefert wurden. In einem Leistungsbereich von 240 PS (177 KW) bis 1100 PS (809 KW) erfolgte die Kraftübertragung über Blindwelle und Kuppelstangen, darunter über Ketten (erst ab Mitte der 1950er Jahre gebaut). Bei den dreiachsigen Maschinen gab es die Variante Ci, deren Blindwelle zwischen den Achsen lag und Ca, wo sich diese hinter den Achsen befand. Anfang der 1960er Jahre kam dann die Kraftübertragung über Gelenkwellen dazu (DHG). Die stark gerundeten Formen entsprachen dabei dem Zeitgeist der 1950er Jahre. Die Bezeichnung des jeweiligen Typs beinhaltet die Motorleistung (in PS) und die Achsfolge.

Henschel Standard-Lokomotiven 

Sammlung: J. Fricke

Die folgenden Aufnahmen zeigen einige Lokomotiven aus dieser Reihe, die teilweise heute noch existieren oder bis vor kurzem existierten.

Die älteste heute noch existierende Lok aus dieser Typenreihe ist die ehemalige Lok V22.01 (Henschel 1952/25098) der Deutschen Eisenbahn-Betriebsgesellschaft AG, Hameln (DEBG). Sie gehört dem Typ DH 240 B an und kam später unter gleicher Betriebsnummer zu den neugegründeten Vorwohle-Emmerthaler Verkehrsbetrieben (VEV), deren Strecke bis 1967 auch der DEBG gehörte. 1992 ausgemustert erwarb der Besitzer der Firma W. R. Scholz Eisenhandel GmbH & Co. KG in Lengede-Broistedt die Lok über einen Zwischenhändler und ließ sie 2000 als Denkmal auf seinem Firmengelände aufstellen.

Foto: J. Fricke (2004)

Ebenfalls dem Typ DH 240 B gehört die ehemalige DH 65 (Henschel 1961/30342) der Osterwieck-Wasserlebener Eisenbahn AG an. Beim Vergleich mit der zuvor gezeigten Maschine ist eine deutliche Veränderung bei den Aufbauten der neueren Lok zu erkennen. Nach einem Einsatz in den Niederlanden kam sie 1965 zur OWE und wurde schon 1969 an die Zuckerfabrik Schladen veräußert. Nach ihrer Ausmusterung 1996 erwarb die Dampflokgemeinschaft 41 096 e.V., Salzgitter die Lok und verschrottete sie leider 2010.

Foto: J. Fricke (2007)

Zum Typ DH 360 Ca (außenliegende Blindwelle) gehört die vormalige Werklok der Firma Dr. C. Otto Feuerfest, Bochum (Henschel 1961/30321), die seit 2004 dem Verein zur Erhaltung der Hespertalbahn e.V. gehört und auf der Hespertalbahn eingesetzt wird. 

Foto: J. Fricke

Hier die dreiachsige Variante mit innenliegender Blindwelle des Typs DH 440 Ci (Henschel 1956/26748) aus der Sammlung des Rheinischen Industriebahnmuseums, Köln. Die Lok war bis zu ihrem Verkauf an das Museum im Jahr 1996 immer bei Betrieben der Rheinisch-Westfälischen- Elektrizitätswerke AG (RWE) im Einsatz.

Foto: J. Fricke (2007)

Die vierachsige Ausführung, hier als DH 700 D (Henschel 1957/29209). Die Lok lief bei der Firma Kali + Salz GmbH in Heringen als Lok 2. Seit 2008 gehört sie den Dampflokfreunden Salzwedel e.V. und befand sich zum Zeitpunkt der Aufnahme auf dem Gelände der Firma MaLoWa in Klostermansfeld.

Foto: J. Fricke (2013)

Die heute im Museumszugdienst bei der Dampfzug-Betriebs-Gemeinschaft e.V. eingesetzte Lok V34.01 (Henschel 1956/28636) gehört dem Typ DH 360 ex an. Der Zusatz "ex" weist auf eine explosionsgeschützte Ausführung für den Einsatz in feuergefährlichen Bereichen hin. So war sie bis zu ihrem Verauf an die DBG auch in Hamburger Raffinerien im Einsatz. Bis 1987 bei der ESSO AG in Hamburg Harburg als Lok 1. Mit gleicher Nummer lief sie sodann bei der Firma Holborn Europa Raffinerie GmbH und ab 1991 bei der Oiltanking Deutschland GmbH & Co. KG, Hamburg, Hohe Schaar. Die bei der DBG zuerst als V34.06 eingeordnete Lok wurde 2010 nach Bornum (Harz) überführt. Noch 2012 stand sie unrestauriert im Bahnhofsgelände.

Foto: J. Fricke (2012)

Nach ihrer Restaurierung wurde sie 2014 an die Dampfeisenbahn Weserbergland e.V. verliehen und lief mehrfach mit Museumszügen auf der Rinteln-Stadthagener Eisenbahn. Zurückgekehrt nach Bornum wird sie seit 2015 auch vor Zügen auf der Strecke Bornum-Derneburg eingesetzt, wo die folgenden Aufnahmen am 26.07.2015 entstanden.

Umsetzen nach der Ankunft des Museumszuges im Bahnhof Derneburg

Nach dem Umsetzten steht sie vor dem Museumszug zur Rückfahrt bereit.

Zwischen Bockenem und Königsdahlum

Rangieren in Bornum

Ausfahrt des Museumszuges aus dem Bahnhof Bornum

Alle Fotos: J. Fricke (2015)


Quellen:

Henschel Lokomotiv-Taschenbuch, Kassel 1960

Alkofer: Baukasten-Loks, aus "Modelleisenbahner" 4/2015

http://www.rangierdiesel.de


© Joachim Fricke 2015